100 Jahre Baugenossenschaft Lahr eG

05.03.2020

„Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele“:

Dieser Ausspruch von Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist heute noch der Grundgedanke aller Genossenschaften.

Das 19. Jahrhundert – eine Zeit, die geprägt wurde durch die Industrialisierung sowie den damit verbundenen massiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen – ist die Geburtsstunde der Genossenschaftsidee. Ihre Väter: Hermann Schulze-Delitzsch sowie Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung waren für beide Reformer die Schlüsselprinzipien.

Im Jahr 1920 war der Genossenschaftsgedanke in Deutschland wieder sehr aktuell. In dieser Zeit wurde der Grundstein für viele Wohnungsbaugenossenschaften gelegt, denn kurz nach dem 1. Weltkrieg herrschte in Deutschland ein gravierender Wohnungsmangel, so auch in Lahr. Um diese Not zu lindern und den Bau von menschenwürdigem Wohnraum zu forcieren, wurde in Lahr die Arbeiter-Baugenossenschaft – die heutige Baugenossenschaft Lahr eG – gegründet. Die Hilfe zur Selbsthilfe prägte somit die Entstehung der damaligen Genossenschaft, denn was der Einzelne nicht schafft, das gelingt gemeinsam.

"Gemeinsam sind wir stark"

Insbesondere in den ersten 30 Jahren seit Gründung musste die Baugenossenschaft viele Widrigkeiten überwinden, z. B. wirtschaftliche Probleme auf Grund des Krieges, Inflation oder Währungsreform. All diesen Problemen trotzte die Baugenossenschaft, denn für die damaligen Organe und Mitglieder der Genossenschaft war das Motto „Gemeinsam sind wir stark“ nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern wurde auch gelebt.

Logo 100 Jahre Baugenossenschaft Lahr
 
 

Den Gründungsauftrag fest im Blick

Auch 100 Jahre nach Gründung kommt die Baugenossenschaft Lahr eG ihrem Gründungsauftrag, ihren Mitgliedern preiswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, nach – und das wird sich auch zukünftig nicht ändern.

Wir danken allen, die die Baugenossenschaft Lahr eG heute begleiten oder in der Vergangenheit auf ihrem Weg begleitet haben. Die Fortdauer dieser Unterstützung wird für uns weiterhin Garant sein, die Genossenschaftsidee lebendig zu halten.

 

Man hielt zusammen und bewältigte die notwendigen Aufgaben gemeinsam. Der Lohn für die Mitglieder war preisgünstiger Wohnraum. In dieser bewegten Zeit war für die Baugenossenschaft die Stadt Lahr ein wichtiger Partner. Sie hat diese aktiv mit der Bereitstellung von Erbbaugrundstücken – zu einem sehr günstigen Erbbauzins – oder bei der Umsetzung von Bauprojekten unproblematisch unterstützt.

Die Zeiten haben sich seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland zum Positiven gewandelt. Anstatt sich immer wieder mit existenzbedrohenden, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen zu müssen, steht heute für die Baugenossenschaft Lahr eG die umfassende Modernisierung und Instandhaltung des Wohnungsbestands im Vordergrund. Soweit finanziell machbar, wird ebenso in die Erstellung von neuen Wohnanlagen investiert.

Ausgerichtet auf die Zukunft sind diese Investitionen in den Bestand für die Baugenossenschaft wichtig und notwendig, um weiterhin zeitgemäße Wohnungen zu günstigen Mieten und zur Deckung neuen Wohnungsbedarfs erforderlich, anbieten zu können.

 
 

100 Jahre im Rückblick


April 1920

Gründung der Baugenossenschaft

Um bestehender großer Wohnungsnot entgegenzuwirken schlossen sich Bürger der Stadt Lahr in einer Arbeiter-Genossenschaft zusammen. Kurz nach der ersten Versammlung fand bereits die Beurkundung der Gründung statt. Den Grundstein legte dabei eine Schenkung der Stadt Lahr, die der Genossenschaft das Grundstück der ehemaligen Feldartilleriekaserne überließ. Die darauf befindlichen 87 Stallbauten wurden in Einfamilienhäuser umgebaut. Bereits 1920 konnten die ersten Mieter in die neue Wohnsiedlung mit dem Namen „Friedensheim„ einziehen.

Wohnsiedlung Friedensheim 
Wohnsiedlung Friedensheim
 

1930

10 Jahre Baugenossenschaft

Am 10. Jahrestag konnte auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückgeblickt
werden. Die Baugenossenschaft verzeichnete zu diesem Augenblick 99 Wohnungen, 117 Einfamilienhäuser und 1 Ladengeschäft. Die Zahl der Mitglieder war von 69 auf 266 angestiegen.

Ernetstraße 16-18 
Ernetstraße 16-18
 

1943

Fusion

Auf Erlass der damaligen Reichsregierung wurden die drei in Lahr ansässigen
Genossenschaften Arbeiter-Baugenossenschaft Lahr eGmbH, Wohnungsbaugenossenschaft Lahr eGmbH und Baugenossenschaft Dinglingen eGmbH zu einer Genossenschaft unter dem Namen Baugenossenschaft Lahr eGmbH verschmolzen.

Kurz vor Kriegsende, am 19. Februar 1945 wurde die Siedlung Friedensheim durch einen Jagdbomberangriff zu einer Stätte der Verwüstung und Zerstörung. 22 Menschen verloren dabei ihr Leben, darunter auch der damalige 2. Geschäftsführer Max Haupt.

Friedensheim Kriegsschaden 1945 
Friedensheim Kriegsschaden 1945
 

1952

Wiederaufbau

Beginn des Wiederaufbaus der durch den Krieg entstandenen massiven Zerstörungen.

Mit vereinten Kräften wird diese herausfordernde große Bauleistung mit zahlreichen Instandsetzungen und Neubauten bewältigt.

Friedhofstraße 26-28 
Friedhofstraße 26-28
 

1963

Aufwärtsentwicklung

Der Kurs der Genossenschaft nimmt zunehmend Fahrt auf.

Seit Kriegsende konnte erstmals eine zweiprozentige Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet werden.

Schwarzwaldstraße 71-81 
Schwarzwaldstraße 71-81
 

1970

Steine im Weg

Durch Verzögerungen im Erwerb von erforderlichen Grundstücken trat eine absolute Baupause ein.

Zudem scheiterten Bauprojekte immer mehr an der fehlenden Unterstützung der öffentlichen Hand.
Nur unter Einsatz erheblichen Eigenkapitals konnte 1970 der Bau von 16 Wohnungen vollzogen werden. Danach trat erneut eine Baupause ein, die erst 1987 beendet werden konnte.

Kleinfeld Lahr 
Kleinfeld Lahr
 

1987

Große Sanierungsprojekte

Durch den Mangel an Kapital, Fachkräften und Baumaterial konnte in den Nachkriegsjahren nur notwendigsten Reparaturen nachgegangen werden.

Der Althausbesitz war renovierungsbedürftig. Um den Wert des Wohnungsbestandes zu sichern, wurde der Schwerpunkt der Genossenschaft auf Instandhaltung und Modernisierung gelegt. Die Anwesen wurden mit Isolierglasfenstern, Badewannen/Duschen und neuen Elektro-/Sanitärinstallationen ausgestattet.

Vogesenstraße 7 und 9 
Vogesenstraße 7 und 9
 

1993

Erneuter Kampf gegen die Wohnungsnot

Die massiven Zuwanderungen aus Osteuropa und die Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit der ehemaligen DDR brachten den Wohnungsmarkt in Lahr zu Beginn der 90er Jahre in Bedrängnis.

Der damit verbundenen Wohnungsnot konnte man durch den Erwerb und Vermietung von 87 Wohnungen entgegenwirken, die beim Abzug der kanadischen Streitkräfte aus Lahr frei geworden waren.

Kanadierwohnungen 
Kanadierwohnungen
 

2000

Energetische Modernisierungen

In den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende wurde umfassend modernisiert.

Dazu zählten u.a. die Gebäude der Schwarzwaldstr. 71-81, Tramplerstr. 81-87, Liebensteinstr. 7 und 9, die Ernetstr 12-30 und das Gebiet Schützenplatz. Zudem wurde die Gaststätte „Kühler Krug“ in der Ludwig-
Frank-Str. 12/14 zu drei Wohnungen umgebaut.

Ernetstraße 12-18 
Ernetstraße 12-18
 

2015

Mit weiteren Neubauten in die Zukunft

Zwei große Neubauten mit 24 Wohneinheiten in der Schützenstr. 54 und Eisweiherweg 21/23 entstehen. Zunächst mussten zwei bestehende Gebäude abgerissen bzw. nach und nach leergezogen werden, d. h. für die Mieter wurden andere Wohnmöglichkeiten geschaffen.

Schon zu Beginn des Jahrzehnts starteten die Planungen, wobei auch ein Architekturwettbewerb stattfand. Die tatsächliche Bauphase war von 2015 bis 2017. Das Kostenvolumen betrug rund 5,9 Mio. €.

Eisweiherweg 21-23 
Eisweiherweg 21-23
 
 
 

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